Robert

Es war Gott."
Es war für mich dann großes Glück, dass ich von der Oma groß gezogen worden bin. Sie war die Einzige, die mich wirklich liebte. Ich war ihr "Lieblingskind".
Als ich mit meinen Eltern nach Deutschland zog, war ich 14 Jahre alt. Das bedeutete mich, weg von der Oma. Ich hielt es nicht aus. Ich heulte nur noch und war zu nichts im Stande. Ich wollte zurück nach Polen zur Oma. So kam es dann auch. Ich durfte zurück. Dort war ich zu Hause. Allerdings bekam meine Oma bald darauf einen Schlaganfall. Sie ahnte, dass sie bald sterben würde und schickte mich deshalb wieder zu meinen Eltern nach Deutschland. Sie ist dann auch ½ Jahr später gestorben. Meine Eltern fuhren heimlich zur Beerdigung nach Polen. Ich sollte nichts mitbekommen. Erst später habe ich von Omas Tod erfahren. Ich fühlte mich total betrogen. Für mich brach eine Welt zusammen.
Ich fühlte mich jetzt allein und völlig daneben.
Ich kam mit dem Leben in Deutschland überhaupt nicht klar. Nicht mit der Schule. Nicht mit meinen Eltern. Mit niemandem.
Ich musste mich außerdem immer für 4 Jahre jünger ausgeben, seitdem ich in Deutschland war. Das führte zu Verwicklungen und Lügen, die mir das Leben ausweglos machen.
Ich wollte nie wie mein Vater werden und bin dann doch so geworden. Mein Vater schleppte andere Frauen an und hatte Sex mit ihnen in unserer Wohnung. Mit meinen 14 Jahren kriegte ich alles mit und habe es dann auch so getrieben. Es war meine normale Realität. Ich wurde genau so zum Verbrecher, wie es mein Vater war. Ich trank, war kriminell und gewalttätig und nahm Drogen. Äußerlich markierte ich den Starken, aber ins Innere durfte mir niemand sehen.
Ein tiefer Einschnitt geschah, als ich wieder einmal mit der Polizei nach Hause gebracht wurde. Meine Mutter war hinterher voll verzweifelt und schrie mich an: "Ich hätte die Beine zusammen klappen müssen, damit du nicht raus gekommen wärest". Ich hatte es immer gewusst, dass ich eigentlich nicht gewollt war. Weder von meinem Vater noch von meiner Mutter. Aber nun bekam ich es noch mal richtig serviert. Meine Oma hatte dafür gesorgt, dass ich nicht abgetrieben wurde.
Dieses Erlebnis brachte mich immer weiter auf die kriminelle Schiene. Meine Eltern ließen sich scheiden. Nach einem Jahr hatte meine Mutter einen neuen Mann. Mit dem kam ich überhaupt nicht klar. Ich war gegen ihn. Ich wollte der Mann im Hause sein.
Mit 18 Jahren bin ich selbst Papa geworden. Da ich immer als 4 Jahre jünger galt, auch auf dem Papier, wurde die Sache für die Frau gefährlich (Verführung eines Minderjährigen) und ich wurde als Vater verleugnet und durfte mein Kind nicht sehen.
Mein Weg schien dann vorprogrammiert zu sein: Ich nahm immer mehr Drogen, dealte, wurde straffällig, kam in Jugendarrest, später in den Jugendknast und wurde immer krimineller und gewalttätiger.
Als ich wieder mal zu Hause war, ich war inzwischen 23 Jahre alt, lernte ich den Sozialarbeiter unserer Familie aus der Familienhilfe kennen. Er nahm sich meiner an, motivierte und vermittelte mich mit viel Mühe ins Neue Land.
Und hier begann für mich ein neuer Lebensabschnitt. Ja, mein Leben überhaupt.
Ich fühlte mich wohl im Neuen Land und konnte endlich mal Menschen vertrauen und mir ins Innere sehen lassen. Ich wurde Mensch, so kann ich es heute sagen.
Im Neuen Land hatte ich viele Menschen, mit denen ich reden konnte und hatte so etwas wie eine neue Familie. Noch immer fühle ich mich zu Hause im Neuen Land. Ich habe viel gelernt. Ich habe mich selbst kennen und akzeptieren gelernt, habe gelernt mit anderen Menschen ohne Gewalt umzugehen und das ist das Größte: Ich habe Gott gefunden! Von IHM bin ich geliebt so wie ich bin. Er lässt mich immer mehr heil werden. Früher habe ich geschlagen und kaputt gemacht, heute möchte ich Gutes tun.
Neben der Therapie habe ich auch Lesen und Schreiben und vieles im praktischen und mitmenschlichen Bereich gelernt. Ich kann zu mir stehen, bin ruhiger geworden, kann Konflikte durchstehen, …
Ich mache (2008) eine Ausbildung zum Koch und lebe wieder in Hannover.
Mein Traum ist es, vielleicht später einmal in die Mission zu gehen. Vielleicht nach Südafrika. Ich möchte Gott dienen. Das erfüllt mich und macht mich glücklich.
Gott hat aus mir einen neuen Menschen gemacht.
Robert