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"Ich wollte immer die Maske eines Siegers tragen und die Taschen voller Geld haben."

"Letztlich lechzte ich nach Anerkennung. Eigentlich mein Leben lang. Ich wollte Anerkennung haben, um gesehen und geliebt zu werden. Denn das war meine Erfahrung, es galt zu Hause immer nur das was ich leistete. Mein Vater war Radfahrer. Das war sein Leben. Also fuhr ich auch Rad. Mein Vater freute sich und ich hatte seine Aufmerksamkeit. Ich entwickelte einen wahnsinnigen Ehrgeiz. Das Radfahren hatte mich total gepackt und mein Leben bestimmt. Alles drehte sich ums Radfahren. Alles andere geriet ins Abseits. Beruf, Freundin, alles. Sieben Jahre bin ich Rad gefahren. Bis ich 22 Jahre alt war. Auf einmal fand ich das Radfahren sinnlos. Die tagtägliche Quälerei reichte mir. Ich wusste nicht mehr, wozu ich das machte. Nur wenn ich super gut war, sah man mich. Sonst war ich ein Nobody.

Ich hing das Radfahren an den Nagel.
Aber, auf einmal war ich allein. Die anderen fuhren weiter Rad. Mein Vater war enttäuscht und ich vereinsamte. Die Beziehung zu meiner Freundin ging zu Ende und ich war und hatte enttäuscht, auf der ganzen Linie. Das brachte mich zum Alkohol. Ich kam gut drauf, ging auf Partys, probierte Joints, war fasziniert und fühlte mich zu Kiffer-Kreisen hingezogen. Meine Einsamkeit spürte ich nicht mehr.
Wie ich vorher extrem Rad gefahren war, so extrem habe ich nun Drogen konsumiert. Ich hatte keine Beziehung mehr zu normalen Leuten und vor mir und meinem Leben keinen Respekt. Ich habe gedealt: Kaufen, verkaufen - tagein, tagaus. Damit finanzierte ich meinen Drogenkonsum. Das brachte mich zu insgesamt 2,1/2 Jahren Knast. Lauter Kurzstrafen. Zwischenzeitig habe ich mal entgiftet, aber ich habe immer nahtlos weitergemacht. Ich habe es in Kauf genommen mich kaputt zu machen.
Mit 28 Jahren war ich voll auf Heroin gekommen. Ich hatte meinen völligen Absturz nicht bemerkt und ich wurde immer süchtiger. Es ging mir ums Abschalten. Ich wollte und musste mich abschotten von der Außenwelt. Ich hatte so viel im Rucksack, dass ich es nüchtern nicht ausgehalten habe. Das Gefühl versagt zu haben, nichts zu taugen und nicht gebraucht zu werden, war nicht auszuhalten.
Mit 30 Jahren erfuhr ich mehr oder weniger zufällig auf der Drogenszene, dass meine Mutter tot war. Von da an ging es noch weiter bergab. Es machte mich wahnsinnig, nicht da gewesen zu sein, als meine Mutter starb. Nun konnte mich nichts mehr abhalten der Sucht nach
zujagen.
Mein Leben war am Abgrund. Mehrere Male kam ich ins Krankenhaus, wurde notoperiert, machte Entgiftungen und landete wieder im Knast. Da begriff ich, was die Stunde geschlagen hatte. Ich wollte jetzt was ändern.
Aber wie und was?
Da fielen mir die Leute vom Neuen Land ein, die ich öfter mal auf der Szene getroffen hatte. Sie hatten mich hier und da begleitet und ermutigt. Teilweise waren es Leute, die mal genau so drauf waren wie ich. Das hatte mir Eindruck gemacht.
Und ich besann mich auch auf Erfahrungen, die ich im frühen Teenageralter in der christlichen Familie eines früheren farbigen Freundes gemacht hatte: Dort war alles anders. Die hatten einen ganz anderen Umgang miteinander. Da hatte ich mich angenommen und geliebt erlebt, so wie ich war.
Ich entschloss mich, ins Neue Land zu gehen. Da sah ich eine Chance, dass sich in meinem Leben etwas ändern konnte. Ich ging in das SOS-Bistro des Neuen Landes und erlebte es wie eine Oase der Ruhe. Ich hörte neue Gedanken und bekam eine Sehnsucht nach einem neuen Leben. Ich wollte weg von der Droge. Und zwar ganz. Allein schaffte ich es nicht. Ich wollte professionelle Hilfe.
Wieder im Knast, beantragte ich eine Therapie im Neuen Land. Doch diese wurde zunächst abgelehnt mit dem Hinweis:
"Sie sind so traumatisiert, dass Sie eine Traumatherapie machen müssen!" Aber ich wollte unbedingt ins Neue Land, weil ich mir dort Hilfe erhofft hatte. Dort hatte ich mein Vertrauen aufgebaut. Ich legte Widerspruch ein und nun war Abwarten angesagt. Das war nicht leicht.
Inzwischen war ich in der Entgiftung und ich musste entlassen werden. Noch heute ist es mir eine große Erfahrung, dass ich betete:
'Gott, bitte hilf mir!' Und am nächsten Morgen kam ein Mitarbeiter vom Neuen Land und holte mich ab. Mein Gebet war
erhört worden.
Im Neuen Land wurde ich herzlich aufgenommen. Es war alles so anders. Die Menschen waren freundlich. Sie kamen auf mich zu und ich fühlte mich angenommen und abgeholt. Mehr und mehr konnte ich mich anvertrauen mit all dem, was sich in den Jahren schwer auf mein Herz gelegt hatte. Ich konnte mich öffnen und machte neue Erfahrungen. Es brauchte Zeit, aber die hatte ich.
Endlich einmal kam ich innerlich richtig zur Ruhe. Bewusst und nüchtern habe ich mich mit mir, dem Tod meiner Mutter und allem, was ich früher verdrängt hatte, auseinander gesetzt. Ich bin mir auf die Schliche gekommen und habe mich auf den Prozess der Therapie eingelassen.
Mit meinem Vater konnte ich mich versöhnen und das Verhaltensmuster, das ich von ihm übernommen hatte, zur Seite legen. Ich konnte Konflikte zulassen und lernte sie auszudrücken und zu bewältigen. Ich bin auf gutem Wege und freue mich, weiter zu lernen. Ich bin nach meiner Therapie im Neuen Land geblieben und habe mich entschieden, nicht nach Hannover zurückzugehen.
Die Entscheidung für die Therapie war die beste Entscheidung meines Lebens. Mir ist so viel Gutes widerfahren, mehr als ich je für möglich gehalten hätte.
Ich entdecke meine guten Begabungen und kann Gutes bewirken. Ich kann mich freuen, kann Nähe zu Menschen zulassen und habe Gott kennen gelernt. Ich habe jetzt zwei Väter und habe zu beiden eine gute Beziehung: Zu meinem geistlichen Vater (Gott) und zu meinem leiblichen Vater. Ich bin heimgekehrt, so wie es in der Bibel vom 'Verlorenen Sohn' erzählt wird.
Ich habe heute zwar nicht die Taschen voller Geld, aber das ist mir auch nicht mehr so wichtig. Ich fühle mich jedoch wie einer, der gesiegt hat.
Wie die Leute vom Neuen Land mir früher Mut gemacht haben, so will ich heute auch Menschen Mut machen:
Treffe deine Entscheidung für 'ne Therapie und du wirst es nicht bereuen. Jedenfalls nicht,
wenn du ins Neue Land gehst!"
 

Jörg